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Scharfes Zeug

Vor ein paar Tagen bin ich zum ers­ten Mal im Leben mit getrock­ne­ten Chi­li­scho­ten in Berüh­rung gekom­men. Chi­li als Pul­ver oder als Flo­cken kann­te ich zur Genü­ge. Gra­de in letz­ter Zeit war ich mit Spi­der nach der Lesung oft beim Na-Mein-Freund-Döner in der Tor­stra­ße, wo wir uns den Döner, das stin­ken­de Drei­eck, immer bis zum Rand mit Chi­li­flo­cken voll schüt­ten und uns danach röchelnd mit­tei­len, wie geil scharf das doch jetzt gewe­sen sei. Aller­dings hat der Sekun­den-Döner am Rosen­tha­ler Platz noch viel schär­fe­re Chi­li­flo­cken, nur gehen wir dort nie hin, weil der Döner da an sich nicht beson­ders schmeckt und viel­leicht auch, weil der Laden eher auf Mas­sen­ab­fer­ti­gung getrimmt ist und der Chef uns dort nicht mit “Na mein Freund, ein Döner?” begrüßt. Dafür ist der Sekun­den-Döner sehr schnell, du schaffst es gera­de mal “Ein Dö…” zu sagen, und schon kriegst du das stin­ken­de Drei­eck herübergereicht.
Aber ech­te getrock­ne­te Chi­li­scho­ten hat­te ich noch nie in den Hän­den, viel­leicht auch doch, ich weiß es eigent­lich nicht, ich kann mich zumin­dest nicht dar­an erin­nern, so schar­fe Chi­li­scho­ten in den Hän­den gehabt zu haben, wie jene, die ich vor ein paar Tagen geschenkt bekom­men habe. Ich hat­te mir von den Din­gern ein biß­chen was übers Essen gebrö­selt, und das war höl­lisch irre geil scharf, und mir eine hal­be Stun­de spä­ter mit einer Hand ins rech­te Auge gefaßt, wor­auf­hin mir das Augen plötz­lich zu bren­nen begann, und ich hat­te den Zusam­men­hang nicht hin­be­kom­men, ich dach­te zuerst, ich hät­te einen Krü­mel, ein Sand­korn im Auge, das ich nur her­aus rei­ben müs­se, und rieb und rieb, und es wur­de nur noch schlimmer.
Ich brauch­te etwas Zeit um her­aus­zu­be­kom­men, daß die­se unschein­ba­ren Scho­ten nur durch anfas­sen und zer­brö­seln so viel ihrer Schär­fe an mei­nen Hän­den las­sen, daß ich eine hal­be Stun­de spä­ter nur eins mei­ner Augen berüh­ren müs­se, um unglaub­li­che Schmer­zen und Trä­nen her­vor­zu­ru­fen, die sich ver­stär­ken, wenn ich wei­ter rei­be, und bald eine Stun­den Qual für mich verursachen.
Ein ähn­li­ches Erleb­nis­se hat­te bis­her nur ein Mal.
Es war auf einer Fahrt in einem D‑Zug von Prag nach Ber­lin, wo ich mir im Spei­se­wa­gen eine Kar­tof­fel­sup­pe geholt hat­te, in deren Mit­te eine Ring aus einer Papri­ka­scho­te schwamm, den ich für einen Ring einer Papri­ka­scho­te hielt und ihn als ers­tes ver­speis­te. Es war nur kein Ring einer Papri­ka­scho­te, es war ein Ring irgend­ei­ner ande­ren Scho­te, viel­leicht der, einer Chi­li­scho­te, obgleich er von der Grö­ße dem einer gemei­nen, mir bis dahin bekann­ten Papri­ka­scho­te ent­sprach, er hat­te aber die Schär­fe von gefühlt 20 klei­nen Chilischoten.
Ich kann nicht sagen, wie die Kar­tof­fel­sup­pe geschmeckt hat.

Tags: Chili, Reinfälle, Rezept, Schärfe, Essen

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