Vielleicht erinnern sich die Älteren noch an den Trick: Einen Tischtennisball, der eine Delle hat, vielleicht, weil jemand versehentlich drauf getreten ist, wirfst du in kochendes Wasser, dann erhitzt sich die Luft im Innern des Balls, dehnt sich aus und drückt die Delle heraus. Der Ball ist wieder rund und fast wie neu.
In den Achtzigern, als ich aktiv in der männlichen Jugend gespielt habe und vier Mal pro Woche zum Training bin, haben ich das öfter gemacht und damit einigen Bällen zu einem zweiten Leben verholfen. Erst, wenn die Bälle einen Riß oder wir sie in Splitter geschossen hatten, zündeten wir sie vor der Turnhalle an und erfreuten uns des heftigen Feuers, mit dem sie in wenigen Sekunden verbrannten.
Nun hatte ich am Wochenende diesen Trick wieder einmal angewandt mit zwei Bällen, die Dellen hatten, die ich in den Park mitnehmen wollte, um auf der Steinplatte zu spielen, und, nachdem ich sie in kochendes Wasser geworfen und herausgeholt hatte, hatten sie keine einzige Delle mehr, allerdings waren sie nicht mehr rund, nicht mehr kugel‑, sondern eiförmig.
Es war völlig unmöglich (oder höchst interessant) mit den Bällen zu spielen, da sie erwartungsgemäß immer in unerwarteter Richtig von der Platte oder vom Schläger absprangen.
Den Plastebällen war anscheinend das heiße Wasser nicht bekommen, sie hatten sich verformt, denn es waren “moderne” Tischtennisbälle, Bälle aus Plaste, nicht aus Zelluloid wie damals.
Seit etwa 2019 werden Tischtennisbälle nur noch aus Plaste hergestellt, Bälle aus Zelluloid sind verboten, weil … ja, weil sie verboten sind, weil sie zu stark brennen, weil sie nur als Gefahrengut versandt werden können, weil sie zu schwer herzustellen sind, weil sie durch Plastebälle ersetzt werden sollen, die mittlerweile in ihren Eigenschaften sehr nahe an die Zelluloidbälle herankommen, aber nur sehr nahe, denn sie haben weniger Rotation.
Nachdem also die Menschheit mehr als 100 Jahre mit Tischtennisbällen aus Zelluloid gespielt, die Bälle hergestellt und transportiert hat, sind sie nun verboten, weil sie zu leicht brennen und zu schwer herzustellen sind.
“Moderne” Plastebälle anzünden bereitet keinen Spaß, sie kokeln, sie schmelzen, sie stinken, es gibt keine lodernden Flammen, in denen sie aufgehen, und man kann sie nicht auskochen, wenn sie mal eine Delle haben, weil sie dadurch zu Eiern werden.
Ist das eine Form der geplanten Obsoleszenz? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, Zelluloid war besser. Oder früher war alles besser.
2 Kommentare
interessant! aber gibts doch noch zelluloid bälle. oder sie lügen. oder sie sind illegal. aber: https://www.amazon.de/Tischtennisbälle-Eimer-Tischtennisball-weiss-TT-Bälle/dp/B002O6NVOK/ref=mp_s_a_1_3?dib=eyJ2IjoiMSJ9.lNdFDHb1D_2lWsffMiy3dPnFWUMQyuVxWZQkVHDLm3jWuzD6vrVV2B0nY1EpefkvDx0EqfbJxbXlRuyeZpSrvYbggg4-_5hbOSwXtgzvpcsq9x4BlwqNgIMupOnxqm_wmCbtPZ9h9rDcnGr9rj9-RHOKId-EZZcZb59pw2X8Q3BeNdmIrVjl9KUaUS7V4qY5RqXcn0JR6t3WuF_S4RDlYA.krnVy1x6jm8ipMJhtVWJwJddDZxv649jEHrljrrcyNk&dib_tag=se&keywords=tischtennisbälle+zelluloid+kaufen&qid=1748129931&sr=8-3
Ich glaub, Zelluloidbälle sind nicht so doll verboten wie etwa bleihaltiges Lötzinn (https://www.uniadmin.de/blog/posts/wichtige-warnung-in-bezug-auf-ein-verbotenes-produkt/).
Laut Wikipedia ist die Produktion in vielen Ländern (also nicht allen) verboten, seit 2017 sei die Produktion von Zelluloidbällen weltweit eingestellt worden, seit 2019 sind sie auf Turnieren verboten. Bei DHL und anderen Transportunternehmen sind Zelluloidbälle Gefahrengut und dürfen nicht als Paket oder Päckchen verschickt werden. Der Versand eines einzelnen Tischtennisballs aus Zelluloid würde bei DHL sicher mehr als 50 Euro kosten.
Daher nehme ich an, dass die bei Amazon angebotenen Bälle entweder nicht aus Zelluloid sind, oder sie versenden die Bälle als normales Paket oder Päckchen und scheißen auf die Regelungen, die für Gefahrengut gelten.
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