Ich hatte die Brille auf dem Kopf gehabt, aber nicht vor den Augen, sie war über der Stirn gewesen, die Brille mit dem blauen Punkt, die plötzlich verschwunden war, sie mußte mir vom Kopf gefallen sein, nur wann und wo?
Vielleicht hatte ich sie auch unbewußt abgenommen und irgendwo liegen lassen, in einem Büro, im Serverraum oder ganz wo anders.
Ich rekonstruierte, was ich den Tag bisher getan hatte, suchte die Büros noch einmal auf, in denen ich die Brille hätte liegen lassen können, ich schritt über den Hof bis zur Raucherinsel und suchte den Boden ab, ja ich ging sogar noch einmal bis zum Späti in der Obentraut, wo ich mir vor kurzem einen Kaffee, ein Buttercroissant und einen Kuskus geholt hatte. Die Brille war nicht zu finden.
Wieder am Arbeitsplatz am Schreibtisch wollte ich schon eine Rundmail an die Kollegen schreiben, ob jemand meine Brille gefunden hätte, und überlegte, wie ich ohne Brille denn eine E‑Mail schreiben könnte, da spürte ich etwas hartes, etwas, das zwischen meinen Schulterblättern drückte, wenn ich mich in den Bürostuhl lehnte.
Ich kam mir vor wie die Großmutter aus einem Gedicht von S. Marschak, die mehr als zwei Wochen lang ihren Pudel suchte.

Die Brille war in der Kapuze meines Pullis. Ich mußte sie bei irgendeiner Bewegung nach hinten über den Kopf abgestreift haben.
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