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Alkoholmädchen

Wir hatten Bier und Schnaps und Likör für rund 30 Euro getrunken, und sie sagte: "Herr Herre, Sie zahlen, wenn das jetzt schief geht. Ich hab noch 20 Euro." Dann stand sie auf, ging zu einem der Spielautomaten und schob einen 20-Euroschein hinein.

"Bist du irre?", sagte ich, "ich hab selbst nur noch 20 Euro. Zusammen könnten wir alles bezahlen. Wenn du jetzt deinen letzten Zwanziger verzockst, dann ... "

Sie drückte wild auf den Knöpfen herum, "Wie geht das? Ich hab das noch nie gemacht. Helfen Sie mir, Herr Herre!"

"Ich hab das auch noch nie gemacht. Ich hab keine Ahnung."

Die Knöpfe, die blinkenden Bildchen und das Gepiepse waren mir völlig unverständlich. Eher hätte ich mich im Cockpit eines Jumbo-Jets zurechtgefunden und ihn gestartet,

"Vielleicht gucken wir erst mal bei dem hier ...", sagte ich.

Am anderen Automaten saß eine zusammengesunkene Gestalt mit einem Glas Bier. Schon den ganzen Abend drückte er die Knöpfe mal hier mal da, steckte Geld hinein, es blinkte und tutete, und er drückte Knöpfe und drückte Knöpfe.

"Der Automat kennt das Ergebnis schon", sagte ich, "Er bestimmt, was du bekommst. Da hilft kein Glück und schon gar nicht Geschick. Auf lange Sicht verlierst du immer."

Die traurige Gestalt blickte kurz auf und murmelte: "Egal."

"Jetzt helfen Sie mir doch, Herr Herre!"

Frau N. siezte mich heute, wie früher auf der Arbeit, von der wir uns kannten. Wenn sie ein Problem mit dem PC hatte, begab ich mich zu ihr und löste es persönlich. Sie gehörte nicht zu den Kolleginnen, die ich allenfalls mit Teamviewer abfertigte. Manchmal kam sie auch zu mir. Und einmal kamen wir zusammen nach einem Betriebssommerfest. Wir hatten uns gegenseitig die Kleider vom Leib gerissen, umklammerten uns, es fühlte sich verboten an, und ich sagte nur: "Finden Sie auch, daß die Situation es gestattet, daß wir uns duzen?"

Seitdem duzte sie mich hin und wieder, meistens jedoch nicht.
Viel mehr war auch nie gewesen.
Eigentlich war sie nur an Frauen interessiert. Ich zwar auch, doch diese Gemeinsamkeit war zugleich ein Gegensatz, der uns im Wege stand.

Nach längerer Zeit hatten wir uns nun einmal wieder getroffen, hatten am Nachmittag im Park Tischtennis gespielt und waren schließlich in der Stampe gelandet.

"Helfen Sie mir endlich, Herr Herre! Ich weiß nicht, was ich drücken soll", sagte sie wieder, und ich sagte: "Drück die Bombe. Das paßt schon. Wir haben Krieg."
Ich zeigte auf die leuchtende Bombe neben Kleeblatt, Fliegenpilz und Glöckchen, und sie drückte die Bombe.

Der Automat piepste und blitzte. Er leuchtete und spielte eine fröhliche Melodie. Die traurige Gestalt blickte auf und sagte: "Kraß!"

Frau N. hatte 150 Euro gewonnen. Sie bezahlte unsere Rechnung und gab eine Lokalrunde. Die traurige Gestalt bekam noch ein Bier, die zwei Typen am Tresen bekamen ein Bier und wir auch noch eins. Mehr Leute waren nicht da. Den Rest des Geldes wollte Frau N. etwas Gutem spenden.

Auf dem Heimweg dachte ich: Was wäre passiert, hätte ich "Kleeblatt" gesagt? Genau dasselbe? Kannte der Automat das Ergebnis tatsächlich schon?
Frau N., mein liebes Alkoholmädchen!
Paß auf dich auf!
Denn ich kann es nicht.

Tags: Admin, Arbeit, Arbeitskollegen, Spiele, Alkohol, Kneipe, Glücksspiel

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