Ich hatte sie überhaupt nicht erkannt, als sie an den Tisch kam und alle, also auch mich, per Handschlag begrüßte. Sie trug eine afd-blaue FFP2-Maske, nicht krankenhaus-türkis, sondern tatsächlich eher afd-blau.
Als man mir sagte, wer mir grade die Hand gereicht hatte, sah ich sie am Nachbartisch die FFP2-Maske abstreifen und die Speisekarte zur Hand nehmen.
Ich verlor sogleich ein derbes Wort über sie, auf das ein Herr an meinem Tisch, ein CDU-MdB, diplomatisch erwiderte, ja, sie habe gewisse Schwächen. Anscheinend hatten auch ihre Leibwächter das Wort gehört, da sie mich plötzlich mißtrauisch ansahen. Vielleicht kam es mir auch nur so vor. Ich hatte schon ein paar Bier und drei Tequila in der Birne, aber auch ohne die Getränke hätte ich kein besseres Wort für sie übrig gehabt, schon Anfang 22 nicht, als sich diese Begebenheit zutrug, gut zwei Jahre, bevor sie, meiner Einschätzung nach, ihr Amt mißbrauchend, das Compact-Magazin verbieten sollte.
Nun ist das Verbot offiziell aufgehoben, ein niederträchtiger Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit erwartungsgemäß abgewehrt, und die Frau nicht mehr im Amt, zwar nicht deswegen, aber immerhin ist sie jetzt nicht mehr da, wo sie nicht hingehört.
Damals, kurz nach dem Verbot, hatte ich mir die Näncy Nr. 1 besorgt, ein elektronisch herausgegebenes Magazin, das Texte der Autoren, die auch in der Augustausgabe des Compact-Magazins hätten erscheinen sollen, veröffentlichte, denn es war nur das Compact-Magazin veroboten, nicht aber deren Autoren und Texte.
Kaufen und Herunterladen konnte man die Näncy Nr. 1 auf der Webseite des Demokratischen Widerstandes, die ich, nachdem ich davon erfahren hatte, bei Google mit den Suchworten “Demokratische Widerstand” auf Platz 1 in den Ergebnissen finden konnte und am folgenden Tag mit den selben Suchworten nicht mehr. Die Seite war plötzlich vollständig aus dem Index getilgt, selbst der 100. Treffer erwähnte die Seite nicht.
Ich habe nicht die geringsten Zweifel, daß die Seite bei Google manuell aus dem Index gestrichen wurde und nicht der Algorithmus plötzlich der Meinung war, etwas anderes als https://demokratischerwiderstand.de/ zu den Suchworten “Demokratischer Widerstand” an oberster Stelle zu listen, sondern etwas anderes, was keine Sau interessierte.
Es ging schlicht darum, zu verhindern, daß die Näncy Nr. 1 gefunden wird, da bin ich mir sicher, weiß aber nicht, welche Mechanismen dahinter stecken. Ob etwa ein Anruf oder ein Fax des BMI genügt, daß Google die Seite löscht, oder, ob Google so etwas aus freien Stücken tun kann. Beides halte ich für abartig – ich halte es nicht für “problematisch” wie manche es heutzutage gern vorsichtig ausdrücken, sondern für abartig.
Ich schrieb einen Artikel über die Näncy Nr. 1, auf dem ich den Demokratischen Widerstand verlinkte, und auch diese Seite wurde aus dem Google-Index gelöscht, obgleich sie in der Search-Console als indexiert und in bester Verfassung angezeigt wurde (Ja, ich gucke mir so was an). Egal, wie genau ich die Suchworte spezifizierte, so daß wirklich nur mein Artikel über die Näncy Nr. 1 als Treffer hätte kommen können, der Artikel kam nicht, es kamen lediglich ein paar Archiv- und History-Seiten, die auf meinen Artikel verwiesen. Damit war klar, daß nicht nur die Seite des Demokratischen Widerstandes aus dem Index gelöscht wurde, sondern auch alle Seiten, die auf ihn verwiesen. Um die Löschung des Demokratischen Widerstandes zu vervollständigen, hätte Google auch noch alle Seiten, die auf Seiten verwiesen, die auf Seiten verwiesen, die auf die Seite des Demokratischen Widerstandes verwiesen aus dem Index entfernen, also am Ende den gesamten Index löschen müssen.
Meine klare Empfehlung lautet in diesem Fall: Bing. Dort wurde alles gefunden.
Nachdem im Schnellverfahren das Compact-Verbot vorübergehend wieder aufgehoben wurde, kehrte bald die Seite des Demokratischen Widerstandes in den Google-Index zurück, und auch mein Artikel über die Näncy Nr. 1 war irgendwann wieder vertreten.
Und was hätte ich getan, wenn ich sie erkannt hätte, bevor sie mir die Hand reichte?
Genau das selbe. Ich hätte freundlich ihre Hand geschüttelt und danach das Wort fallen lassen.
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