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Mein X-it bei Twitter

Ich hatte mal auf Twitter geschrieben, man profitiere mehr von Twitter, wenn man Twitter-Aktien kauft, statt den Mist auf Twitter zu lesen.
Das war nicht nur ein blöder Spruch, ich hatte tatsächlich Twitter-Aktien gekauft (put your money where your mouth is), denn Twitter erschien mir aussichtsreich, dort tummelten sich Politiker, Philosophen, Autoren, Journalisten, Wissenschaftler und das politisch interessierte Volk. Gefühlt (und wahrscheinlich auch tatsächlich) war Twitter das meistzitierte soziale Netzwerk in Presse, Funk und Fernsehen, und dennoch krepelte das Unternehmen vor sich hin, machte marginale Gewinne oder Verluste. Ich war mir sicher, daß Twitter irgendwann übernommen oder sich ein aktivistischer Investor reinhängen würde. Unter Börsenexperten galt Apple oft als Kandidat, mit Elon Musk hätte ich nicht gerechnet.
Auf die Nachricht, daß Elon Musk zu 9% bei Twitter drin sei, stieg der Wert meiner Aktien, und viele Twitter-Nutzer flüchteten zu Mastodon.
Mastodon ist so ähnlich wie Twitter, man kann was posten, man kann anderen folgen, man kann kommentieren. Anders als Twitter ist Mastodon aber dezentral. Viele kleinere eigenständige "Twitter"-Instanzen sind miteinander vernetzt und verhalten sich zusammen etwa wie ein "großes" Twitter, mit dem Unterschied, daß dort, auch wenn es paradox klingt, willkürlicher zensiert wird. Der Admin deiner Mastodon-Instanz kann deine Posts einfach löschen, wenn sie ihm nicht gefallen, oder der Admin deiner Instanz sperrt eine andere Instanz, wenn ihm ein paar Posts der anderen Instanz nicht gefallen, oder er sperrt die andere Instanz aus persönlichen Motiven, vielleicht, weil der Admin der anderen Instanz mit seiner Freundin gevögelt hat. Der Admin entscheidet, was du schreiben darfst, was du zu lesen und was du nicht zu lesen bekommst.
In einem echten dezentralen Twitter muß willkürliche Zensur ausgeschlossen sein, das Netzwerk so beschaffen sein, daß niemand, gar keiner, wer auch immer und aus welchem Grund, irgend etwas, das jemand postet, löschen oder anderen vorenthalten kann.
Solch echte dezentrale Ansätze gibt es zum Beispiel in Freenet (das jetzt wohl Hyphanet heißt), aber das ist für die meisten Nutzer zu kompliziert. Mit Mastodon wäre das auch möglich, aber nur, wenn jeder Teilnehmer seine eigene Instanz betreibt, also sein eigener Admin ist. Das ist auch zu kompliziert. Und auch Nostr, das versucht, einen Mittelweg zu gehen, hat seine eigenen Nachteile.
Als bekannt wurde, daß Elon Musk Twitter vollständig übernehmen wolle, stieg der Wert meiner Aktien erneut, und zwar etwa auf den Wert, auf den sie bei der 9%-Nachricht schon einmal gestiegen waren, denn die Aktien waren zwischenzeitlich gefallen.
Eine weitere Fluchtwelle zu Mastodon setzte ein, da Elon Musk versprach, die Zensur auf Twitter zu lockern. Nach Ansicht der Flüchtlinge würde Twitter dadurch zu einem Ort für Haß und Hetze und einem Quell von Desinformation, was auf Mastodon, der dezentralen Twitter-Alternative, nicht der Fall sei. Außerdem verließen einige Firmen die Plattform als Werbekunden. Viele sahen Twitter schon ruiniert, ich nicht, und hätte ich gekonnt, hätte ich meine Twitter-Aktien behalten, um am Umbau des Konzerns zu profitieren. Aber Musk, der Arsch, konnte mir die Anteile einfach "zwangsabkaufen", da dies nach amerikanischem Recht hier schon bei einer Mehrheit von 50%+1 Aktien möglich war.
Die einen sind freiwillig wegen zu wenig Zensur gegangen, und ich wurde einfach vom Kapital rausgeworfen.

Tags: X, Meinungsfreiheit, Zensur, Twitter, Aktien, Börse

1 Kommentar

  • Frieda..

    24. Dezember 2025, 16:29

    Verschleierungsschweine..

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